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Dieses Bild prägte sich ins mein Gedächtnis fürs ganze
Leben ein…
Fortzetzung
Einmal
geschah ein tragisches Ereignis. Irgendwo in der Nähe fand man ein
Fass auf Rädern, gefüllt mit Alkohol. Nachts schleppte man es zu
einem der Lagergebäude. In irgendeinem medizinischen Labor prüfte
man, ob der Alkohol vergiftet war, und die ganze Nacht über wurde es
von allen Einwohnern dieses Lagergebäudes getrunken. Schon gegen
Morgen stellte es sich heraus, dass der Alkohol mit etwas vergiftet war.
Die Menschen fangen an, sich zu krampfen, erstickten und starben. Das ganze
Medizinpersonal des Lagers wurde auf die Beine gebracht, auch amerikanische
Sanitätswagen kamen angerast. Ein Lazarett wurde direkt auf dem Rasen
neben dem Lagergebäude eingerichtet, man fing mit Magenspülung
an, aber umsonst. Von allen 400 Menschen, die sich in diesem
Lagergebäude befanden, wurden nur wenige gerettet, die ihr Sehen
verloren hatten, einige wurden gelähmt. So blieb es unbekannt, ob
dieses mit vergiftetem Alkohol gefüllte Fass mit Absicht zugeschoben
war.
Zum ersten
Mal kamen die sowjetischen Zeitungen, die voll von den Mitteilungen waren,
wie das Volk den Sieg beging, wie im ganzen Lande Kundgebungen stattfanden,
wo die Arbeiter der Partei und Regierung großen Dank für die
Sorge um das Volk äußerten, den Genossen Stalin als einen
genialen Führer der Roten Armee und Sieger über dem Feind
rühmten. Nach dem, was wir erlebt hatten, hatten wir keine Lust, diese
Zeitungen zu lesen.
Im Lager tauchten auch die Offiziere auf, die das
Kommando der Roten Armee vertraten. Auf dem großen Platz im Zentrum
des Städtchens baute man eine Bühne auf, die mit Bildern von
Stalin, Churchill, Rooswelt geschmückt war. Auf einer Kundgebung, wo
sich die ganze „Bevölkerung“ des Lagers versammelte, traten die
Mietglieder der Kommission für Repatriierung auf. Sie erzählten von
der Lage im Vaterland und redeten große Worte von heldenhafter
Arbeit, patriotischem Andrang und so weiter. Sie riefen dazu auf, sich von
der Agitation der Vertreter kapitalistischer Länder nicht beeinflussen
lassen, die allerlei Güter versprachen und in Wirklichkeit danach
strebten, die Armee der Sklaven zu erweitern. Die Heimat hat euch nicht
vergessen, sie wartet auf euch und wird wie Helden empfangen, so redeten
sie vor den Versammelten.
Ich glaube, dass falls ihre Reden irgendeine Rolle in
der Überzeugung von denen, die nach Hause nicht zurückkehren
wollten, spielen sollten, so war sie eher nur negativ. Nichtsdestoweniger
wollten die meisten schneller in die Heimat, trotz laufender Gerüchte,
dass uns dort eine Verurteilung und Strafe für den Verrat erwarteten,
der darin bestand, dass wir uns freiwillig gefangen gegeben hatten. Mit
diesen Vertretern könnte man Briefe in die Heimat schicken. Auch ich
schrieb einen Brief und teilte mit, dass ich gesund und munter war, und
hoffte, bald heimzukommen, obwohl ich nicht wusste, wohin.
Das Lager wurde auch von Emissären anderer
Länder besucht. Sie luden nach Kanada und Australien ein, versprachen
freies und gut versorgtes Leben, zeigten und verteilten reich illustrierte
Werbeprospekte.
Die das Lager bewachten amerikanischen
MR hinderten es nicht, dass man außerhalb der Lagergrenzen ging. Trotz beschränkter Bewegungsfähigkeit mit Krücken,
machte ich doch einige kleine Spaziergänge. In der Umgebung lagen nur
kleine deutsche Bauernhöfe, an Fenstern der Häuser hingen
weiße Flaggen. Die Deutschen kramten düster in ihren Feldern herum
und versuchten, nicht aufzufallen. Sie sprachen ungern und fangen ein
Gespräch mit den Worten «Hitler kaputt!» an.
Auf den Wegen traf man Kolonnen der zu Fuß
gehenden Leute, die aus Deutschland zurückkehrten und
französische und belgische Flaggen trugen. Wenn sie erfuhren, dass wir
Russen waren – dies war wegen unserer bunten Kleidung nicht sofort klar –
ringten sie uns froh um und gratulierten zum Kriegsende.
Man begann, die Truppen für die Rückkehr
nach Russland aufzustellen und Listen anzulegen.
Die Zeit der Abreise kam.
Zurück in die Heimat
Eines Tages kam eine
große Kolonne von Studebaker – Militärlastwagen, wir wurden auf
Klappsitzen an den Seitenwänden untergebracht, und die Kolonne machte
sich auf den Weg. Wir fuhren lang und kreuzten fast ganzes estdeutschland
durch, große Städte herumfahrend. Wir fuhren an eine
Großstadt vorbei, die Lüneburg hieß, was ich mir nicht
sicher bin, mein Gedächtnis versagt, da es zu lange her war. Die war
völlig zertrümmert und immer noch rauchend. Auf den Straßen
hantierten die Deutschen herum, sie räumten den Schutt auf, machten
die Straßen frei, sammelten Ziegel und entfernten davon die
Mörtelspuren.
In kleinen Städten, wo wir unterwegs
notwendigerweise hielten, liefen zwischen den Lastwagen flinke deutsche
Buben, und wir steckten ihnen in die Hände Kekse, Brotscheiben,
Zigaretten.
Endlich
machten wir Halt im Städtchen Parchim an der Grenze zwischen den
amerikanischen und sowjetischen Okkupationszonen, wo sich eine
Durchgangsstation befand. Amerikaner, die jeden Lastwagen begleiteten,
beschenkten uns zum Abschied mit ihren Verpflegungspaketen, und wir
überquerten die Grenze mit denselben Studebakers, die von amerikanischen
Fahrern geführt
wurden.
Da waren wir bei Unseren. Soldaten und Offiziere, die
wir trafen, trugen Schulterstücke, die viele aus der Anzahl von bis
1943 gefangen genommenen zum ersten Mal sahen.
Nachdem
man die Unseren getroffen hatte, rief man von Lastwagen „Hurra!“ Darauf
machte einer der Offiziere die ausdrucksvolle Geste - er fuhr mit der Hand
über den Hals und dann hoch. Das machte einen peinlichen Eindruck. Ich
schämte mich aus irgendeinem Grunde vor Amerikanern, die in
Fahrerhäusern saßen und diese „Begrüßung“ sahen.
Um das
Städtchen Parchim herum war eine Zwischenstelle für den Empfang der Deportierten veranstaltet,
die aus den von Alliierten okkupierten Gebieten Deutschlands ankamen. Hier
wurden wir ziemlich schnell sortiert, mit vorläufigen Fahrkarten und
Lebensmittelscheinen versorgt, und mussten nach Osten in die Richtungen,
die in Unterlagen angegebenen waren, selbständig kommen. Diejenigen,
die medizinische Hilfe benötigten, ich war auch darunter, wurden
wieder in amerikanische Studebakers hingesetzt, die bereits Nummerschilder
der sowjetischen Armee hatten. In Begleitung eines Offiziers, der
Schulterstücke eines Stabsarztes trug, fuhr man uns ins Armeelazarett
für ehemalige Kriegsgefangene. Es wurde klar, dass wir, die aus der
Gefangenschaft befreiten, waren es nicht wert, so wie alle
Militärpersonen der Roten Armee medizinisch behandelt zu werden.
In Lazaretten
Das Lazarett befand sich in der
kleinen Stadt Wittstock im Osten Deutschlands, die im Krieg nicht
geschädigt war. Zuerst lag es direkt im Zentrum der Stadt dem
Rathausgebäude gegenüber, das von der sowjetischen Kommandantur
besetzt war. Später war es in einige zweistöckige Häuser am
Stadtrand dem Friedhof gegenüber versetzt.
Die Nahrung und Behandlung
waren sehr gut, und Lebensverhältnisse in den Häusern mit allem
Komfort einfach ausgezeichnet. Es gab gar keine Beschränkungen,
außerhalb des Lazarettes herauszugehen, ich nützte diese
Möglichkeit und ging mit meinen Krücken viel im Städtchen
herum.
Im Stadtzentrum gab es die Reste einer alten Festung und Straßen
mit mittelalterlichen Fachwerkhäusern, deren Holzgerüste mit
Ziegelsteinen ausgefüllt waren. Nach vielen Monaten unter Arrest
machte es ein riesiges Vergnügen, wo man wollte hinzugehen.
Es waren warme Sommertage, und am gegenüberliegenden deutschen
Friedhof, der wie überall in Deutschland, sehr gut eingerichtet und
mehr einem botanischen Garten ähnlich war, saß ich gern auf der
Bank neben dem Eingang, nicht weit von der Kapelle. Ich hatte reichlich
Tabak, woran ich noch nicht ganz angewöhnt war, da ich zu rauchen
anfing, und ich bot den vorbeigehenden Deutschen an, sich eine Zigarette
anzuzünden. Sie, die Mangel an Rauchwaren litten, nahmen meine
Einladungen an, und ich knüpfte mit denen Gespräche an und
versuchte, mein barbarisches Deutsch zu vervollkommnen.
In Gesprächen schimpften sie gewohnt, aber kaum aufrichtig den
Hitler und den Krieg, erzählten von umgekommenen Brüdern oder
Männern, bei vielen waren Verwandte in russischer Gefangenschaft.
Für die letzten waren die Lebensbedingungen sehr interessant, sie
waren vor raues Klima und wilden Sitten erschreckt, die angeblich fürs
Russland charakteristisch sein sollten. Ich versuchte, sie vom Gegenteil zu
überzeugen und erzählte, dass sogar in Sibirien das Klima nicht
so rau, und die Sitten in Russland zivilisiert genug waren, dass den Russen
Gastfreundlichkeit und Wohlwollen eigen waren, sogar mehr als es in Europa
gebräuchlich war.
Ich machte mich mit einem jungen Kerl bekannt, der mir ein
Geschäft zu machen anbot. Sein Verwandte war der Inhaber einer kleinen
Branntweinbrennerei am Stadtrand. Er war bereit, Tabak gegen Alkohol
umzutauschen.
Dieses Angebot war von meinen
Nachbarn im Krankenzimmer mit Begeisterung angenommen, und ich bekam eine
Möglichkeit, deutsche Lebensweise näher kennen zu lernen. Ich
besuchte das Haus von meinem „Agenten“ und wurde mit seiner Familie
bekannt. Sie wurden offener, während wir miteinander sprachen. Im
Gegenteil zu Alliierten, die mit besiegten Deutschen hochmütig
umgingen, behandelten die russischen Soldaten die Deutschen als gleiche,
was sie sehr schätzten. Zugleich waren sie über Misshandlungen
empört, die begangen wurden, als die Front durch die Stadt ging, und
auch über die Massendeportation der Deutschen aus Ostpreußen:
die Flüchtlinge von dort gingen durch Wittstock.
Wenn ich mich rechtfertigte, musste ich sie daran erinnern, dass sich
die Deutschen in dem von ihnen okkupierten Teil Russlands, in der Ukraine
und in Weißrussland gegen die Bevölkerung viel mehr
unverschämter benahmen.
Meine Nachbarn im Krankenzimmer mit Alkohol beliefernd, blieb ich
selber gegen Schnaps gleichgültig. Sogar an der Front, wenn die
Raucher mir anboten, ihre 100 Gramm -Portion des „volkskommissarischen“ Alkohols
gegen Tabak umzutauschen, nützte ich diese Möglichkeit selten,
obwohl die auf einmal getrunkene doppelte Wodka – Portion mich nicht
betrunken machte, sondern aufmunterte. So zeigte sich hohe nervliche
Anspannung.
Einmal lud mich mein „Lieferant“
ein, eine Flasche verdünnter Alkohol mit ihm und seinem
Großvater zu trinken, der 1918 in Russland in Gefangenschaft war und
ein bisschen Russisch sprach. Ich bemerkte nicht, wie ich zuviel trank. Es
stellte sich heraus, als meine Zechgenossen zu irgendeinem Zweck das Zimmer
verließen, und ich redete etwas weiter, mein Spiegelbild im
Pfeilerspiegel, der in der Ecke stand, ansehend. Mir wurde klar, dass ich
nach Hause musste.
Diese Handlung spielte in einer Mansarde, wohin eine ziemlich steile
Holztreppe führte. Es war nicht leicht, die mit Krücken
hinunterzukommen: zuerst musste ich die Krücken auf die untere Stufe
hinstellen und danach, an denen hängend, den gesunden Fuß an
dieselbe Stufe stellen. Aus dem Gleichgewicht gekommen, stürzte ich
plötzlich nach vorne und fiel
mit den Krücken fast hinunter. Als ich stürzte, griff ich an
einen Balken an der Decke, blieb hängen und schaukelte hin und her wie
ein Pendel. Die Hauswirte hörten den Lärm von Krücken,
sprangen heraus und halfen mir, herunterzusteigen, ich war gut
davongekommen.
Die Wunden an meinen Füssen heilten beinahe zu,
ausschließlich Fisteln, die nicht heilten und woraus Eiter mit Blut
sickerten. Die Ärzte beschlossen, mich aus dem Krankenhaus zu
entlassen, weil sie dachten, dass man meine Krankheit, die chronisch wurde,
in Russland mehr qualifiziert heilen könnte. Man stellte mir
Fahrkarten, einen Lebensmittelschein und einen Einweisung in die
Kommandantur der sowjetischen Mächte in Berlin aus, wo ich selbständig hinkommen musste.
In Wittstock gab es keine Eisenbahn, und man schickte uns (einige, die aus
dem Krankenhaus entlassen wurden) zur Station mit einem Pferdewagen. Alle
hatten Wunden, die nicht völlig geheilt waren, ich und einer meinen
Mitreisenden gingen mit Krücken.
An der Station, wo man uns hinbrachte, fuhren die Züge nicht nach
dem Fahrplan. Der Bahnsteig war voll von Deutschen, die irgendwohin umzogen
und bereit waren, den Zug zu stürmen, wenn er einfährt. Es war
nicht möglich, mit unseren Binden, Stöcken und Krücken an
dem Sturm teilzunehmen, und wir baten um Hilfe den Fahrdienstleiter – einen
wichtigen Deutschen mit roter Mütze. Er brachte einen Polizisten, der
die Uniform anhatte, die er unter Faschisten trug, von der Brust des
Waffenrocks waren bloß die Adler abgetrennt, die in ihren
Füßen den Ring mit dem Hakenkreuz hielten. Als der Zug einfuhr,
befreite für uns der Polizist nicht ohne Mühe ein Abteil, dabei
wiederholte er mehrmals die Worte «Russische Wehrmacht!».
Ende Mai oder Anfang Juni 1945. Wir fahren nach Berlin. Ich erinnere
mich nicht daran, wie lange wir fuhren, da kommt aber der Zug in Berlin zum
Bahnhof Spandau an. Das Bahnhofgebäude war zertrümmert. Der ganze
Bezirk war völlig zerstört, die Straßen mit Schotter
verschüttet, in der Mitte der Straße eine Durchfahrt gemacht. Es
gab niemanden, wen wir fragen könnten, wohin weiter zu gehen, wir
befanden uns in der englischen Okkupationszone der Stadt. Wir sahen genau
so einen Polizisten, wie vorher: ohne faschistischen Adlern an der Uniform.
Er erklärte mir, der als Dolmetscher auftrat, dass sich die
russische Militärkommandantur in der Stadtmitte am Alexanderplatz
befand.
Dorthin mussten wir mir der U-Bahn fahren, die Haltestelle der einzigen
aufgebauten Linie war einige Stadtviertel von hier entfernt, sie konnte man
nur zu Fuß erreichen.
Wir gingen, hinkend und über die Bruchstücke der Wände
und Schotterhaufen stolpernd,
fragten oft die Passanten nach dem Weg. Fanden die U-Bahn-Haltestelle.
Drängten uns mit Mühe in den überfüllten Wagen
hinein und fuhren ab. Im Tunnel fuhren wir oft an die Stellen der
Bombenausbrüche vorbei, die von oben das Tageslicht durchdrang. Kamen
auf dem Alexanderplatz an, stiegen aus. Überall viele
Zerstörungen, aber weniger, als in Spandau.
Das Rathausgebäude mit kleinem Turm auf dem Dach und mit
kennzeichnender roter Fassade blieb unbeschädigt. Auf dem Platz vor
dem Rathaus befand sich ein provisorischer Markt. Da fanden wir zu unserem
Erstaunen eine Menge amerikanische Militärpersonen, die die
Lebensmittel (Büchsenfleisch und Wurst) gegen Sachwerte wie
Kristallglas, Porzellan, Schmuck umtauschten. Ich sah sogar die
Militärs in hohem Rang, wovon die Anzahl von Sternen an deren
Militärmützen sprach.
Wir trafen eine Streife: unsere Soldaten, begleitet von einem Offizier.
Wir zeigten unsere Unterlagen vor. Es stellte sich heraus, dass die
zentrale Militärkommandantur nicht hier, sondern im Stadtteil
Lichtenberg war. Hier in der Nähe gab es eine Kommandanturabteilung,
nicht weit vom Platz. Der Offizier schickte den Soldaten, uns dorthin zu
begleiten.
Wir kamen an, zeigten die Unterlagen vor. Unterwegs wurden unsere
Binden nass, wir bedürften, verbinden zu werden. Deswegen baten wir,
uns an ein Lazarett zu verweisen. Wir wurden zum Lazarett geschickt, das
die unterm Feuer und den Bombenangriffen verletzte Bürgerschaft
Berlins bediente, da arbeiteten deutsche Ärzte. Hier empfing man uns unverzüglich
und verband unsere Wunden. Am nahe stehenden Tisch im Verbandraum, wo man
meinen Fuß behandelte, lag ein älterer Deutscher, der selbst zum
Verbinden kam. Sein Bein war unter dem Knie abgerissen, der angeschwollene
und blutige Stumpf war an vielen Stellen mit Splittern durchgeschossen.
Als ich ihn ansah, schien mir meine fast abgeheilte Wunde nichtig, und
der Zeit, die die deutschen Ärzte für mich verwenden mussten,
nicht wert.
Nach dem Verbinden musste man wieder zur U-Bahn herunterkommen, um nach
Lichtenberg zu fahren. Nicht weit konnte man aber den halbzerschlagenen
Reichstag sehen. Wie konnten wir nicht vorbeikommen? Wir kamen hin. Der
Brandgeruch noch nicht verschwunden, die Wände mit Unterschriften zerkratzt,
die man heute oft in Filmen zeigt. Mit dem Gummifuß an der
Krücke, der schwarze Spuren am Beton hinterließ, kritzelte ich
an einer der Zwischenmauer das Datum und meinen Namen.
Mit der U-Bahn kamen wir auch im Gedränge in Lichtenberg an.
Dieser Stadtteil wurde absolut nicht geschädigt. Um den Platz
herum, der den U-Bahn-Ausgang umgab, standen graue Hochhäuser mit
unbeschädigten Fensterscheiben und Aushängeschildern. Im
Gedächtnis blieb das Wort „Sparkasse“ – ob es eine Sparkasse bedeutet?
Schnell fanden wir die Kommandantur. Nach dem kurzen Warten bekamen wir
die Einweisung in eine Durchgangsstation, die in… ist es nicht wunderlich?!
– in der mir so bekannten Stadt Torun in Polen lag. Wir bekamen die
Fahrkarten und Einweisung in eine Lebensmittelniederlassung, wo man uns die
Lebensmittel für die Reise ausgab. Sobald wir uns in einer
Grünanlage setzten, um die Lebensmittel unter uns zu verteilen, waren
wir von einer Menge Deutschen umringt.
Es war mir klar, dass sie alle Hunger hatten. So schnell wechselten
unsere Rollen!
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