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Sandbostel, den 29. April
2003. 58 Jahre nach der Befreiung
Fortsetzung
Es gab keinen
direkten Weg nach Torun, man musste in Poznan umsteigen. Ab Bahnhof
Lichtenberg war direkte Hauptstrecke Moskau – Berlin, die über Poznan
ging, schon wiederaufgebaut. In vollem Zug (die Deutschen fuhren sogar auf
den Dächern) erreichten wir Poznan. Der Zug nach Torun fuhr am
nächsten Morgen ab. Wir mussten auf dem äußerst
überfüllten Bahnhof übernachten. Schliefen auf dem
Fußboden in einem Haufen mit den Deutschen, Flüchtlingen aus
Ostpreußen, zusammen. Am nächsten Tag kamen wir in Torun an. Der
bekannte Bahnhof am linken Ufer von Wisla, die alte Brücke mit den
Schildern, die von vorigen Überschwemmungen mitteilten, zerstört,
die Gewölbepfeilen aus Stein gesprengt, die Farmen lagen im Wasser.
Daneben eine vorübergehende Holzbrücke aufgebaut.
Auf dem Bahnhof
zeigten wir dem Militärkommandanten unsere Unterlagen vor und
erkundigten uns danach, wohin wir uns begeben mussten. Es stellte sich
heraus, die Reiseroute war uns längst bekannt. Die Durchgangsstation
befand sich in ehemaligen deutschen Kasernen neben dem Fort XIV. Da ich
einen Verband brauchte, wandte ich mich an die Sanitätsstelle. Dort
untersuchte man mich und beschloss, ins Spital zu schicken. Und hier noch
ein fataler Zufall: das Spital für ehemalige Kriegsgefangene befand sich
an demselben Ort, wie unser ehemaliges Lager!
Man fuhr mich über die bekannte
Stadt am Willis. Die Stadt schien größer geworden: dieselbe
riesige mittelalterliche gotische Kirche und der Platz davor, aber der
Platz und die Straßen waren voller Menschen. Überall hingen
weiß-rote polnische Flaggen, die stutzerhaften polnischen Offiziere
in feierlichen Mützen der Föderierten mit silbernem Besatz gingen
hin und her, herrschte gehobene festliche Stimmung.
Viele Jahre
später spürte ich im Film „Asche und Diamant“ diese sehr
wahrheitsgetreu wiedergegebene allgemeine Stimmung des Jubels wegen der
wieder gewonnenen Freiheit.
Auf dem
Territorium des ehemaligen deutschen Stalags waren einige Spitäler
plaziert. Nicht aber auf dem Territorium der ehemaligen russischen Zone,
die zerlegt war, sondern in den Baracken, wo vorher die Engländer,
Franzosen und andere Kriegsgefangene
aus der Anzahl von Alliierten wohnten.
Medizinisches und
Bedienungspersonal des Spitals bestand aus ehemaligen sowjetischen
Militärpersonen – Ärzten und Krankenschwestern, die zu uns sehr
mitfühlend und aufmerksam waren.
Man verband mich,
untersuchte gründlich und fand keine Symptome der Lungenkrankheit, die
in meine Medizinkarte eingetragenen war und
mir schon vom Lager Sandbostel begleitete.
In der Baracke
wurde ich im Zimmer untergebracht, wo sich außer mir noch
ungefähr sechs Italiener aufhielten. Einer von denen, hoher von Wuchs
junger Brünette mit wohlklingendem Namen Nicolo Caruso,
begrüßte mich auf Italienisch „Buon giorno!“ und auf Russisch
„Dobri den!“ Die Italiener, sehr bewegliche und emotionale Leute, kreisten
mich um und versuchten, heftig gestikulierend, nach etwas auszufragen. Alle
stellten sich sofort vor.
Ich merkte mir
einige von ihnen: außer dem
schon genannten Karuso aus Neapel, Cavani - Invalide ohne rechtes Bein,
Frumenzio Travalli, mit dem ich mich sehr nah befreundete, Bruno D’Allolio,
Avellino und kleiner Griljo Giovanni, der völlig verwundet war und
sich mit Krücken bewegte.
Sie versuchten,
herauszubekommen, wie ich hieß. Der Vorname Dmitrij war für sie
schwer auszusprechen, sie suchten ein italienisches Synonym und
beschlossen, mich Dominico zu nennen. Dieser Vorname klebte sich fest an
mir.
Das Regime im
Lager – Spital war sehr frei: einmal pro Tag – Verband und Heilverfahren,
abends – Rundgang eines diensttuenden Arztes. Die restliche Zeit konnte man
verbrauchen, wie man wollte. Hinter dem Lagertor gab es ein
Nadelwäldchen auf dem mit Nadeln bedeckten Sandboden. Übrigens,
war es nicht besonders streng, aber doch nicht empfohlen, nach
draußen zu gehen.
Ich fing an, mich
mit der „Bevölkerung“ des Spitals bekannt zu machen. Mehr als eine
Hälfte machten die aus der Gefangenschaft befreiten Italiener aus, man
eilte aus irgendwelchen Gründen nicht, sie heimzufahren. Es gab auch
Franzosen, Belgier, Jugoslawen und sogar wenige Deutschen, ehemalige
Häftlinge der Konzentrationslager. Sie mussten immer vor Italienern
geschützt werden, die ihnen
gegenüber äußerst aggressiv eingestimmt waren. Die anderen
waren russische Kriegsgefangene und Bürger („zivile“), die Deutschen
zur Arbeit nach Deutschland ausführten.
Abends besuchte
ich den Klub, wo dramatischer- und Chorzirkel aktiv funktionierten. Den
dramatischen Zirkel leitete der typische Intellektuelle, nicht hoch von
Wuchs und mit runder Brille, sein Arm unbeweglich und an den Gürtel
gedrückt: er war durchgeschossen und konnte nicht gestreckt werden. Er
stellte sich vor: Tano Bjalodworets, ehemaliger Regisseur des Dramatheaters
Charkow. Der Leiter des Chorzirkels – hoher von Wuchs solider Ukrainer mit
hängendem saporoshjer* Schnurrbart, in bürgerlicher Kleidung und
im Mantel mit rotem schrägen Kreuz auf dem Rücken. In
Vergangenheit war er Hütteningenieur, arbeitete in Kramatorsk, woher
er von Deutschen ausgeführt war. Ich nahm aktiv an der Arbeit von
beiden Zirkeln teil und befreundete mich sehr mit deren Leitern. Der Tano
(diesen unverständlichen Vornamen ersetzten alle durch Anton) war ein
sehr gebildeter Mensch, beherrschte perfekt Polnisch und Französisch,
sprach fließend Deutsch und Englisch. Deswegen konnte er sich ohne
Übersetzer mit allen Europäern außer Ungarn unterhalten. Er
empfahl mir, wie ich mich mit Italienern schnell unterhalten konnte: man
musste nur hundert Wörter lernen, die am häufigsten vorkommende
Gegenstände und Tätigkeiten bedeuten. Die restlichen
Sprachkenntnisse mussten während der Kommunikation kommen.
Beim Frühstück setzte ich mich an
Caruso. Er fing sofort an, mich auszubilden:
- Questo mio piatta, questo mio coltello, questo mio burro, questo
mio pane bianca... (das ist
mein Teller, das ist mein Messer, das ist meine Butter, das ist mein
Weißbrot).
Schon in einigen Tagen sprach ich mit Italienern ziemlich
erträglich und half mir dabei mit den Gesten. Im Herbst konnte ich
schon verstehen, was in italienischen Zeitungen stand.
Ich hatte reichlich Freizeit und kam in meinen Gedanken
unwillkürlich daran zurück, was ich erlebt hatte. Ich versuchte,
für mehrere Sachen eine Erklärung zu finden, vieles war mir
damals noch nicht bewusst, und wurde nur nach vielen Jahren
verständlich.
Ich versuchte,
mit meinen neuen Freunden offene Gespräche anzuknüpfen. Der Tano
vermied geschickt die Gespräche über historisch-politische
Themen, der Petrow dagegen diskutierte mit mir mit offenem Interesse.
Allmählich bildete sich bei mir eine bestimmte Vorstellung von
vergangenem Gemetzel, die mit der allgemeingültiger bei weitem nicht
übereinstimmte. Das Wichtigste, was mich kritisch einstimmte, war der
unbewusst entstehende Vergleich des Verhältnisses zu kriegsführenden
Soldaten bei den Alliierten und in unserem Lande. Ich sah, wie die
Alliierten den Krieg führten, wie deren Lebensweise geregelt war,
geschweige ihres Verhältnisses zu den Kriegsgefangenen. Wir konnten
unsere Ironie und Erstaunen nicht geheim halten, wenn wir die Uniformstücke
der alliierten Soldaten und riesengroße Rucksäcke ansahen, die
sie mit sich trugen. Wahrscheinlich mussten sie die irgendwo liegen lassen,
wenn sie zum Vorderrand kamen, da es unmöglich war, sich einen
Soldaten im Kampf vorzustellen, der so belastet war.
Es bedeutete
also, dass den Truppen die Wagenkolonnen mit Sachen folgen mussten, was die
Manövrierfähigkeit einer Einheit auch nicht förderte.
Übrigens, trugen auch die Deutschen schwere mit der Kalbsleder
benähte Rucksäcke.
Heutzutage
beobachtet man dasselbe Bild in Fernsehsendungen über die Ereignisse
im Nahen Osten oder Afghanistan, wenn man eine Landung einer Truppe von
amerikanischen oder englischen Soldaten aus einem Transportflugzeug sieht.
An meine
Kriegserlebnisse- und Beobachtungen fügten sich allmählich
Überlegungen und Schlussfolgerungen hinzu, die sich manchmal stark
änderten. Die endgültige Vorstellung von dem Krieg und vorher
geschehenen Ereignissen entwickelte sich viel später.
Nach allem, was
ich erlebt hatte, war mein Aufenthalt im Spital einem Kurort ähnlich.
Der Sommer verging unmerklich, und ich ging ziemlich flink, mich an den
Stock leicht stützend. Außer täglichen Verbänden und
Heilverfahren (Bäder in der Mangansäurelösung) gab es keine
anderen Sorgen.
Ich nahm an den
Laienkunstveranstaltungen teil, las nach Tanos’ Regie das „Gussar“ von
Puschkin und „Borodino“ von Lermontow, das „Passport“ von Majakowski. Sang
die kosakischen Lieder im Chor unter der Leitung von Petrow und unterhielt
mich viel mit den Italienern. Der August kam. Der Anfang von
Kriegshandlungen gegen Japan wurde erklärt. Zu meinem riesigen
Erstaunen trat der Tano auf der Kundgebung, die diesem Ereignis gewidmet
war, auf und äußerte den Wunsch, als Freiwillige an diesem Krieg
teilzunehmen. Was ihn dazu bewegte, mit seinem beschädigten Arm, was
ihn offenkundig zum Wehrdienst untauglich machte, konnte ich nicht
begreifen.
Im September
wurde das Spital reorganisiert, und ich mit den meisten Patienten ins
andere Spital verlegt, das in der Umgebung von Torun lag, im Wald im
ehemaligen Landgut irgendeines einflussreichen polnischen
Würdenträgers. Drei- oder vierstöckiges Gebäude mit
übrig gebliebenen Gebrauchsgegenständen und Möbeln, mit
wunderbarer Ausstattung der Räume – Zimmer verschiedener
Größe, die sich auf den über dem Saal hängenden
Galerien befanden.
Außerdem
war hier die Küche perfekt, irgendeiner sehr qualifizierter Koch bereitete beinahe Restaurantspeisen
zu.
Die Tano und
Petrow – meine ständigen Gesprächspartner, blieben im alten
Lager. Wie ich später erfuhr, schlug man dem Tano vor, im Truppenteil
zu bleiben, und der Petrow wurde in eine Durchgangsstation geschickt, aus
der er ins Gulag geriet, wo er verschwand.
Hier organisierte
ich die Laienkunst selbständig. Wir führten kleine Szenen -
Sketches auf, ein Klavierspieler fand sich, und wir sangen Lieder, solo und
im Chor, an den Konzerten nahmen sowie Italiener, als auch Franzosen teil.
Mir geling es so gut, dass der Vorgesetzte für politische Fragen im
Spital mir vorschlug, nach meiner Entlassung im Wehrdienst zu bleiben. Ich
sagte ab, was später sehr bereute: es konnte mich vom Aufenthalt in
der Durchgangsstation befreien und danach normale Demobilisierung
garantieren (mit dem Erhalten der Geldunterstützung mit Berücksichtigung
des sämtlichen Armeeaufenthaltes).
Durchgangsstation
Im September war ich mit der
nicht vernarbten osteomyelitischen Fistel aus dem Spital entlassen. Ich war
gezwungen, einen Verband am Fuß zu tragen, die Wunde auf dem Zehrest
mit dem Streptocidum - Pulver bestreuen und eine Watteschicht unter den
Fuß zu legen. Ein Watteverband
begleitet mir mein ganzes Leben.
In die
Durchgangsstation Torun, wo ich schon nach meiner Ankunft aus Berlin war,
begab sich unsere Gruppe von geheilten Entlassenen durch die Stadt zu
Fuß, in Begleitung der Oberkrankenschwester. Wir unterbrachten uns in
ehemaligen deutschen Kasernen und warteten, dass man uns in die
„Sonderabteilung“ zum Gespräch mit dem Fahndungsbeamten „Smersch“ einlädt.
Das Lager war
überfüllt. Darin befanden sich nicht nur ehemalige
Kriegsgefangene, sondern auch sehr viele aus „zivilen“, die nach
Deutschland ausgeführt waren. Es gab eine Menge Frauen und junge, oft
sehr hübsche Mädchen. Viele waren sehr zugänglich, mehrere
flüchtige Romanzen fingen an, und die Gespräche in Baracken
drehten sich vor allem um Liebesaffären. Ich, der aus meiner Jugend
sofort ins Soldatenleben trat, der keine reizende Momente des Umgangs mit
schönem Geschlecht erlebte und sich oft nur mit platonischen Freuden
begnügte, konnte meine Verlegenheit
nicht überwinden, und vor zugänglichen Mädels empfand
ich einen Ekel. Die täglichen Tanzabende, wo sich
verschiedensprachiges und ungleichaltriges Publikum von beiderlei
Geschlecht sammelte, besuchte ich doch mit Interesse. Zu der Zeit
beherrschte ich auf ziemlich gutem Niveau umgangsprachliche Deutsch,
Italienisch und Polnisch, und half mit Vergnügen dem Umgang,
übersetzte vom Russischen ins Deutsche, vom Deutschen ins
Italienische, vom Ukrainischen ins Deutsche. Wegen dieser Fähigkeit
hielt mich für einen Zigeuner.
Das Lager grenzte
unmittelbar an das Fort XIV, das früher als Waffenlager diente. In
zahlreichen Räumen und Übergängen des Fortes lag große
Menge Munition umher: Granaten, Mienen, Patronen. Man konnte auch eine
intakte Pistole oder Maschinenpistole finden. Wir amüsierten uns und
warfen in die tiefen Schächte, die als erdverlegte Übergänge
des Fortes dienten, Mienen für einen 50 mm Granatwerfer und
Handgranaten, die in der Tiefe mit großem Lärm krepierten und
die Erde erbeben ließen. Eines Tages fanden wir einen
funktionierenden deutschen Granatwerfer, feuerten daraus einige Mienen in
die Richtung Bauten ab. Diese „Illumination“ konnte unbemerkt nicht
bleiben, und am nächsten Tag stellten die Polen eine Wache um das Fort
herum und verboten den Zugang dorthin. Zu der Zeit beschaffte ich mir aber
schon eine deutsche Pistole Walter und einige Patronenstreifen dafür.
Vor der Rückkehr nach Russland gab ich sie einem bekannten Soldaten
aus der Lagerschutz ab: es war nicht gefahrlos, die Waffen mitzubringen.
Das Lager war
umgezäunt und hatte einen Eingang, der bewacht war. Man erlaubte, nach
draußen in die Stadt zu gehen nur unter der Bedingung, dass man einen
Urlaubsschein von diensttuendem Kommandanten erhielt. Ohne solchen Schein
konnte man in der Stadt von einer diensttuenden Patrouille der
Militärkommandantur aufgehalten werden.
Die Pistole in
Besitz bekommend, die ich schon im Fort XIV ausprobierte, beschloss ich,
meine Absichten auszuführen, die noch während meines Aufenthaltes
im Lager für Kriegsgefangene fast vor einem Jahr entstanden.
Im Lager Torun,
das an das Lager für Engländer grenzte, wurde innere Ordnung von
Lagerpolizisten gehalten, die aus der Anzahl der hiesigen Polen und
russischen Kriegsgefangenen eingestellt waren. In der Regel benahmen sie
sich ziemlich wohlwollend und zeigten die Brutalität nur während
der Einteilung für die Arbeiten, dabei setzten sie ihre Fäuste
und Knüppel ein. Unter denen zeichnete sich aber mit seiner besonderen
Bosheit ein Pole aus, dem wir den Spitznamen Grablja** gaben, da er hoch
von Wuchs und knochig war und
wuschelige flachsblonde Haare hatte. Er setzte seinen Knüppel bei
jedem Anlass ein. Besonders wütend war er, wenn er morgens aus den
Baracken die sich zu lange darin aufgehaltenen Schwächlinge vertrieb.
Die Gefangenen hassten ihn auch deswegen, weil er der einzige aus allen
Polizisten war, wer diejenigen, die von der Arbeit zurückkamen, das
wegnahm, was ihnen dort zu verschaffen geling, und sie dabei auch brutal
verprügelte. Er zog sich einen kleinen Schlagring auf die rechte Hand
an und schlug damit, ohne zu unterscheiden, wohin.
Einmal wickelte
ich mir die Füße mit den Fußlappen um, blieb deshalb zu
lange in der Baracke, und bekam von ihm einen Schlag auf den Kiefer. Meine
unteren Zähne brachen die Lippe durch, und ich blutete. Die Spur von
diesem Schlag ist bis jetzt zu sehen.
Eines Tages hielt
der Radtraktor mit Anhänger, der uns zur Arbeit fuhr, in der Stadt,
aus dem Fahrerhaus stieg der Grablja aus und ging wahrscheinlich zu seinem
Haus, da der Traktor sofort weiterfuhr. Ich merkte mir diesen Ort und
dachte: wer weiß, was noch alles kommen mag, vielleicht lässt
mich mein Schicksal, nach dem Krieg hierher kommen?!
Und so eine
Gelegenheit bot sich mir. Ich erzählte diese Geschichte einem
bekannten Soldaten aus der Kompanie fürs Lagerschutz, der mein
Landsmann aus Rostow war, und schlug ihm vor, für alle Fälle
mitzukommen (mein Aussehen in deutscher Uniformjacke und Kordhose konnte im
besten Fall nur Erstaunen hervorrufen, wenn wir uns an die Kommandantur
wenden mussten). Die Gelegenheit war da, als mein Landsmann aus der Wache
beauftragt war, in der Stadt zu patrouillieren, und ich erbat beim
Kommandanten eine Beurlaubung und schloss mich der Patrouille an. Ich
steckte eine geladene Pistole in meine Tasche. Eine Zeitlang gingen wir auf
den Straßen im Zentrum der Stadt, und danach begaben uns, nach dem
von mir gemerkten Ort zu suchen. Nicht sofort, aber wir fanden ihn. Wie
konnten wir erfahren, wo der von uns gesuchte Grablja wohnte?
Wir blieben
bestürzt stehen. Da half uns ein polnischer Knabe, der herbeilief (es
schien, dass die Polen diesen Grablja auch hassten.) Er wandte sich an uns
an und sagte (ich gebe seine polnische Sprache nicht genau wieder, wie sie
sich mir einprägte):
Pane schukam tego hlopa, kturoj na germana robil? Tam on zhie.***
Tief im Hof, in der Lücke zwischen
den Häusern, deren Fassade auf die Straße gingen, sah man hinter
dem kleinen mit grüner Hecke bedeckten Zaun ein Cottage.
* Anmerkung der Übersetzers: Saporoshje ist eine Stadt in der
Ukraine;
** vom russischen übersetzt bedeutet „Grablja“ eine Harke;
*** gebrochenes Polnisch: Suchen die Herren den Knecht, der für
die Deutschen gearbeitet hat? Da wohnt er.
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